Ich lebe noch! Ein Fazit nach zwei Monaten ohne Fleisch

Fleisch-frei abgelaufenVor einiger Zeit habe ich einen aufregenden Versuch gestartet: Zwei Monate ohne Fleisch! Einige erklärten mich zunächst für „verrückt“ und konnten sich den freiwilligen Verzicht auf Fleisch nicht vorstellen. Häufig hat mich die Zeit als Probe-Vegetarier einiges an Selbstbeherrschung gekostet. Warum sich das Experiment gelohnt hat, möchte ich euch kurz erläutern.

Zu Beginn habe ich als einen Grund für den Selbstversuch angegeben, ich wolle meine Grenzen austesten. Denn wie viele wissen, ob sie einen solchen Verzicht wirklich durchhalten können? Auch wenn ich mir beispielsweise beim Bestellen eines vegetarischen Döners ziemlich „blöd“ vorkam, waren vegetarische Einkäufe nach kurzer Eingewöhnungsphase ertragbar. Schließlich sind Vegetarier heutzutage keine Seltenheit mehr und stehen nicht in dem schlechten Licht, wie es noch vor zehn Jahren der Fall war.

Viel problematischer sind Situationen, in denen ich – in Gegenwart von „Fleischfressern“ – auf mich allein gestellt bin. Zum Beispiel beim Grillen am See, auf dem Fußballplatz oder beim täglichen Mittagessen mit der Familie. Extra Mahlzeiten ohne Fleisch zubereiten? Da protestieren die Eltern häufig und ich darf gucken, wie ich satt werde. Grillen ist sowieso nicht gleich Grillen, wenn kein Fleisch dabei ist und auf dem Sportplatz gehört die Bratwurst nunmal dazu. Apropos Sport…

Vegetarismus und Gesundheit

Vor allem beim Sport sind Proteine, Vitamine und sonstige Nährstoffe unverzichtbar. Ich meine einen Leistungsabbau während der letzten zwei Monate festgestellt zu haben. Sicher ist das einerseits mit der Umstellung auf die veränderte Nahrungsaufnahme zurückzuführen. Andererseits auf die Tatsache, dass ich mich durch zu wenig Fleischersatz nicht ausgewogen genug ernährt habe.

An dieser Stelle möchte ich auf eine Sendung beim ARD verweisen, die am Montag Abend ausgestrahlt wurde. In der ARD-Mediathek könnt ihr „Deutschland isst … mit Tim Mälzer“ vom 2.5.11 nachträglich ansehen Das Video steht mittlerweile nicht mehr zur Verfügung! Das solltet ihr unbedingt tun, um euch rund um Fleisch als Nahrungsmittel zu informieren. Diese Sendung ist ein tolles Beispiel dafür, wie öffentlich-rechtliches Fernsehen sein sollte!

In der Sendung mit Tim Mälzer hat sich eine Familie, ganz wie ich, für einige Zeit komplett ohne Fleisch ernährt. Zwar hat sie „nur“ einen Monat lang vegetarisch gegessen, dennoch lassen sich Veränderungen im Bezug auf deren Gesundheit feststellen. Unter anderem sind die Blutwerte deutlich besser als zuvor, dagegen treten Mangelerscheinungen auf. Ich lasse mich nicht untersuchen, doch gehe davon aus, dass sich die Testergebnisse der Familie in etwa auf mich übertragen lassen.

Anti-Fleisch-Haltung

Während der letzten acht Wochen wurde das Hineinversetzen in die Lage eines Vegetariers immer bedeutsamer für mich. Ich habe mich selbst zunehmend dabei ertappt, wie mir Kommentare a la „Fleisch braucht man nicht“ über die Lippen gegangen sind. Zwar waren sie nicht wirklich ernst gemeint, doch hat es mir geholfen, auf Fleisch zu verzichten.

Denn ich habe auf diese Weise – psychologisch betrachtet – eine gewisse Distanz zum Fleisch aufgebaut. Als ich dann gestern das erste Mal seit langem einem lecker duftenden Steak gegenüber saß, fielen mir die ersten Bissen tatsächlich nicht leicht, um meine selbst gebaute Anti-Fleisch-Haltung zu überwinden.

Gelernt für die Zukunft?

Nachdem ich nun stolz sagen kann, dass ich mich für zwei Monate vegetarisch ernährt habe, bleibt natürlich die Frage, was ich aus dem Selbsttest für die Zukunft mitnehme. Manche Vegetarier wünschen sich wohl, mir würde die Lust auf Fleisch vergangen sein. Dem ist allerdings nicht so. Dennoch nehme ich mir vor, weniger Fleisch zu essen. Das bin ich meiner Gesundheit, meiner Umwelt – vor allem der Natur – und meinen moralischen Ansichten schuldig.

Dass wir Deutsche im Schnitt deutlich zu große Mengen an Fleisch verzehren, dürfte sich herumgesprochen haben. Ebenso ist bekannt, dass die Welt ohne dermaßen hohen Fleischverzehr von Produkten zu Billigpreisen um einiges humaner sein würde. In den letzten zwei Monaten habe ich verstärkt zu schätzen gelernt, was Fleisch für ein wertvolles Gut ist.

Wir sollten Fleisch schätzen und genießen, anstatt es bloß wie unser täglich Brot zu verschlingen. Gegen Massentierhaltung werde ich zwar nicht demonstrieren, dennoch sollte diese moralisch nicht vertretbare Art von Tierhaltung jedem zu denken geben. Anstöße habt ihr zur Genüge. Was haltet ihr von dies und jenem? Denken, jetzt!

Unnützes Lied des Tages: Reis blutet nicht – Veggie Crew:D

12 thoughts on “Ich lebe noch! Ein Fazit nach zwei Monaten ohne Fleisch

  1. Anna

    Kiwi;)
    vorhin hab ich noch gedacht: schande über ihn!!
    aber immerhin hast du es ja zwei Monate ganz ohne ausgehalten:) obwohl es bei mir jetzt schon drei Jahre sind und ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann, dass man Fleisch so vermissen kann (ein paar Monate länger und dir wäre es genauso ergangen) find ich das echt hammer, dass du das durchgezogen hast;)
    Super Bericht übrigens:)

    1. Kiwi

      Freut mich, dass dir mein gelungener Versuch und Bericht gefällt:)
      Und vor allem freut mich, von dir mal wieder etwas zu hören:D

      Bist du eigentlich aus Überzeugung Vegetarierin oder aus anderen Gründen (Gesundheit, Trend, …)? Hätte ich die Ansichten eines Vollblut-Vegetariers, würde mir der Verzicht wohl auch leichter fallen;)
      Aber schon alleine aus sportlicher Sicht muss ich sagen, dass ich auf Fleisch nicht verzichten kann. Im Gegensatz zu einem Nichtsportler ist mein Stoffwechsel um einiges aktiver und ich brauche Unmengen an Nährstoffen. Diese bekomme ich nunmal zum Teil ziemlich gut durch Fleisch.

      Liebe Grüße
      Kiwi

  2. Marvman

    Hey Kiwi. Freut mich, dass du die Zeit so „erfolgreich“ geschafft hast;) Ist zwar schade, dass du jetzt nicht zum Vegetarismus übergetreten bist aber is ja schließlich deine Entscheidung. In dem Punkt „Mangelernährung und zu wenig Nährstoffe“ muss ich dir vehement widersprechen. Es gibt sehr wohl sogar vegane Leistungssportler die weder Mangelerscheinungen haben noch zu wenig Protein für ihre sportliche Leistungen bekommen. Und gesünder is der Verzicht auf Fleisch allemal. Dennoch kann ichs dir nicht verübeln, dass du wieder auf Fleisch umgestiegen bist. Mfg Marv

    1. Kiwi

      :)
      Wegen Mangelerscheinungen: deswegen steht auch der folgende Satz im Artikel: „Andererseits auf die Tatsache, dass ich mich durch zu wenig Fleischersatz nicht ausgewogen genug ernährt habe.“
      Ich gebe durchaus zu, dass ich mich hätte besser ernähren können, sodass ich auch ohne Fleisch leben kann. Die Mühe habe ich mir in den zwei Monaten nicht gemacht, meine Familie hat mich dabei nicht unterstützt und Zeit hatte ich auch nicht unbedingt, um häufig großartig zu kochen;)

      1. Marvman

        Fleischersatz braucht man auch nicht zwingend. Denn dieser Soja/Tofu Fleischersatz ist meist auch nicht das goldene vom Ei. Besser ist hier natürlich eine rein Pflanzliche, natürlich gewachsene Quelle wie z.B. Hülsenfrüchte, Gemüse im allgemeinen etc. Diese Soja-Würstchen und co. sind ja hauptsächlich dazu gut, wenn man mit Fleischessern etwas isst oder für Fleischesser etwas kocht was alle essen können bzw. damit man währen der Grill-Saison nicht zu sehr leidet. Zum täglichen Verzehr sind diese Produkte zwar geeignet, allerdings sind diese leider viel zu teuer.

        1. Kiwi

          Ich meine mit „Fleischersatz“ nicht Soja-Würstchen & Co., sondern alternative Nahrung, auf die ich mehr Wert legen muss, um mich gesund zu ernähren. Mehr Obst, mehr Gemüse, mehr Hülsenfrüchte, etc.

  3. bahar

    Heyy Kiwi:-)
    ich finde, nach zwei Nicht-Fleischessern sollte jetzt auch mal eine Fleischliebhaberin etwas über deinen erfolgreich abgeschlossenen Selbstversuch schreiben: Allso, ich freu mich auch unheimlich, dass du den Test überlebt hast und respektiere es wirklich. Vor allem, weil ich es nie durchgehalten hätte und mir eine Ernährung ohne Fleisch nicht vorstellen kann.
    Ich bewundere zum einen dein Durchhaltevermögen und zum anderen deinen *freiwilligen* Verzicht auf Fleisch:D (…obwohl ich mir schon von Anfang an sicher war, dass du es durchhälst) Du hast dir echt ein Steak verdient!!:D
    Deinem Fazit stimme ich voll und ganz zu: Ich finde auch, dass wir Fleisch mehr zu schätzen wissen sollten und dankbar sein sollten, dass wir jederzeit, wenn wir Lust auf Fleisch haben, es uns für wenig Geld im Supermarkt oder beim Metzger kaufen können.

  4. Michael Thoennes

    Hi Kevin!
    Ich finde Deinen Selbstversuch klasse, habe es selbst über 2 Jahre gemacht. Allerdings habe ich auch festgestellt, dass ein gewisser Leistungsabfall da war, und zwar habe ich einen Unterschied festgestellt zwischen Ausdauer und Leistungskraft. So hatte ich den Eindruck, das meine Ausdauer eher besser wurde, aber die Leistungskraft für krafterforderliche Dinge gesunken ist. Auch hat sich die Haut irgendwie verändert. Dennoch habe ich mich nicht unwohl gefühlt, allzumal die Darmtätigkeit durch ballaststoffreichere Nahrung besser wurde.
    Der Nachteil am Ende dieses Selbstversuches war nun, dass ich plötzlich zuviel Fleisch zu mir nahm. Hatte da doch einen ziemlichen Heißhunger auf Fleisch. Ausgewogenheit ist der Schlüssel zu körperlicher Fittness ebenso wie zur seelischen Zufriedenheit. Weiterhin wünsche ich Dir viel Erfolg. Michael

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