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Ankunft in Südafrika und die ersten Eindrücke

Es ist jetzt schon fast eine Woche her, dass ich hier im Esimphiwe-Projekt angekommen bin. Nach dem sehr anstrengenden 15-stündigen Flug ohne ausgiebigen Schlaf sind wir nachts am Flughafen mit etwas Verspätung in Durban angekommen. Nach einer kleinen Suchaktion haben wir dann endlich unsere Projektleiterin kennengelernt und wurden von ihr in das Waisenheim gefahren. Zuerst lernte ich meine für mich zuständige „Housemother“ kennen – alle Housemothers, egal ob sie Familie haben, wohnen die ganze Woche, ihren Urlaub ausgenommen, im Heim und sind somit 24 Stunden für die Kinder anwesend. Nach einer kurzen Rundführung im Babyhouse fielen Florina [1], die im selben Abteil wie ich arbeitet, und ich ins afrikanische, klapprige Hochbettgestell in einen tiefen erschöpften Schlaf. Am nächsten Tag wurden wir bereits um 6 Uhr morgens von den grölenden Kindern geweckt und halfen nach einer kurzen Anleitung unserer Mommy (die Projektleiterin), die Kinder zu füttern und zu wickeln.

Die Kinder sind toll! Jedes Einzelne hat seinen eigenen individuellen Charakter und Vorlieben. Neben dem Füttern, Baden und Wickeln der Kleinen sehe ich auch eine meiner Hauptaufgaben darin, Liebe zu verteilen. Das hört sich jetzt etwas schmalzig an, aber ich habe unglaublich viel Liebe und Geborgenheit an sie zu verschenken. Zwar weiß ich die jeweilige Vergangenheit der Kinder nicht, was auch gut so ist, aber zu wissen, dass sie nicht das Privileg wie andere ihres Alters haben, in einer stabilen Familie zu leben, macht diese Kinder liebesdurstiger und für mich sehr sensibel und schwach (????). Somit versuche ich jedem Kind mit vielen Küssen, Kitzel- und Kuscheleinheiten ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Leider ist es jedoch oft so, dass Eifersüchteleien zwischen vor allem den etwas Älteren (6 bis8 Jahre) aufgekommen sind. Das endet meist mit Tränen, Frust und Beleidigtsein und ich werde nicht mehr beachtet. Schwer da einen Ausgleich zu finden.

Auch weiß ich nun, welche Kinder HIV-krank sind. Aber im Gegenteil zu manch anderen davon Abgeschreckten zieht mich dieses Makel noch mehr an. Ich will sie nicht verurteilen, weil sie eine unheilbare, ansteckende Krankheit haben. Eher habe ich Mitleid und denke, dass sie später noch viel mehr damit zu kämpfen haben, eventuell sogar gegen Ausgrenzung kämpfen müssen. Man sollte solche Menschen nicht abstoßen und sie fern von sich halten, weil sie einen selbst infizieren könnten. Man sollte nicht naiv an die Sache rangehen, und Berührungen mit Blut vermeiden. Auch diese Kinder haben Zuneigung verdient. Klar habe ich mir schon mehrmals meine Gedanken darüber gemacht, vor allem, weil genau zwei von den infizierten Kindern mich öfter auf den Mund geküsst haben und Mommy nannten… Mommy nannten!!!

Bei so was klopft doch jedes weibliche Herz fünf Sequenzen schneller. Meine Muttergefühle wurden nun geweckt…