Wer wird Google Plus nutzen? + harte Zeiten für Xing, die VZ-Netzwerke und Facebook?

Was ist „Google Plus“ überhaupt? Wem wird der Facebook-Konkurrent nicht zusagen? Und wie wird sich der Dienst auf andere Netzwerke auswirken? In diesen Artikel packe ich ein paar Gedanken und Informationen rund um das neueste vieldiskutierte Produkt von Google.

Was ist Google+?

Google+ (Google Plus) ist ein soziales Netzwerk, für das sich bislang nicht jeder anmelden kann, weil sich der Dienst in einer geschlossenen Vorabversion befindet. Doch jeder bereits bei Google+ angemeldete Nutzer kann neue Menschen einladen, damit sie dem Netzwerk schon jetzt beitreten. Ich schreibe bewusst nicht „Freunde einladen“, da das Netzwerk im Vergleich zu Facebook etwas anders aufgebaut ist. Man fügt keine Freunde hinzu, sondern ordnet seine Kontakte in „Kreise“ ein.

Was sind Circles, Sparks, Hangouts & Co.?

An dieser Stelle verweise ich auf einen Artikel, der die wichtigsten Funktionen von Google+ erklärt. Außerdem findet ihr pro Funktion ein Video. Unter anderem ein Video zum Thema „Circles“:

Circles (Kreise) sind meiner Ansicht nach die bedeutendste Neuerung gegenüber Facebook. Sie ermöglichen es verschiedenen Nutzergruppen, unterschiedliche Inhalte anzuzeigen. So sieht zum Beispiel der engste Freundeskreis persönliche Informationen: Wann und wo bist du am ersten Mai unterwegs? Dagegen bekommt dein Chef nur mit, wenn du dich durch kulturelle Veranstaltungen weiterbildest oder einen lesenswerten Online-Artikel weiterempfiehlst. Nachtrag: Wichtig zu wissen ist, dass man lediglich sieht, ob in einem aber nicht in welchem Kreis man sich befindet.

Die sogenannten Hangouts dürften die zweitwichtigste Funktion von Google Plus darstellen: Videochats sind auf jeden Fall eine Neuerung gegenüber Facebook und haben zukunftsweisendes Potential. Hangouts können für gewisse Nutzergruppen sehr nützlich sein…

Wer Google Plus nicht nutzen wird

Nerds, Blogger, Journalisten, Geschäftleute, weitere Personenkreise und einige mit dem Internet aufgewachsene, aufgeklärte Jugendliche werden Gefallen an dem neuen Netzwerk finden. Es ist einfach perfekt: Wir machen unglaublich viel Verschiedenes und haben massig Bekanntenkreise unterschiedlichster Art; wir sorgen uns darum, wer welche Information zu Gesicht bekommt und wissen mit unseren Daten im Internet umzugehen (zumindest glauben wir das). Browsergames (Stichwort Farmville) sind Zeitvergeudung und auf unserer Pinnwand hat Spam nichts zu suchen. Gegenüber der Kommunikation via E-Mail sind wir grundsätzlich nicht abgeneigt oder wir nutzen sowieso lieber externe Dienste, anstatt über Facebook mit „Freunden“ in Kontakt zu bleiben. Die meisten, die derzeit fleißig Google+ in der Vorabversion testen, empfinden Sympathie für den neuen Google-Dienst.

Und diejenigen, die stattdessen bei Facebook verweilen und nichts von dem Konkurrenten wissen wollen, werden wohl auch später ein Problem damit haben, Google+ ins Herz zu schließen. Dazu zählt meines Erachtens vor allem die Gruppe von Menschen, die einfach nur den Tag im Internet verbringen und chatten, Spiele spielen, Kettenbriefe weiterleiten und „Was denkt XY über dich?“-Antworten aufdecken. Sie werden nämlich – selbst, wenn sie mit dem Google-Design und den Funktionen zurechtkommen – das ein oder andere Feature vermissen. Zum Beispiel – so meine Beobachtung – kann man bei Profilen von anderen keine „Pinnwandeinträge“ hinterlassen, die jeder Profilbesucher sehen kann; lediglich das Kommentieren von bereits erstellten Beiträgen des Profilinhabers ist möglich. Außerdem kann man einem, den man in seinen Kreis aufnimmt, über Google+ scheinbar bloß eine Nachricht schreiben, wenn man selbst in einen Kreis des anderen aufgenommen wurde.

Eine weitere große Gruppe, die von Facebook nicht abweichen wird, bilden unter anderem eure Eltern und andere Erwachsene, die nicht mit dem Internet großgeworden sind. Wie ihr vermutlich festgestellt, haben in den letzten Jahren immer mehr „Ältere“ ihren Weg ins Internet entdeckt. Viele sind bei Facebook gelandet und haben sich mittlerweile an die Benutzung gewöhnt. Jedoch werden die wenigsten von den älteren Internetnutzern nochmals den Versuch unternehmen, Neuland zu betreten. Warum sollte man schließlich Bewährtes über den Haufen werfen?

Ernsthafte Konkurrenz für Xing, die VZ-Netzwerke und Facebook?

Alt Bewährtes müssen dagegen die Nutzer von Xing nicht aufgeben. Stattdessen bietet Google+ einen Mittelweg zwischen Facebook und Xing und erweitert die Möglichkeiten geschäftlicher Interaktionen. Hier komme ich auf die zuvor erwähnten Hangouts zurück. Durch sie wird es möglich sein, Videokonferenzen abzuhalten. Google+ ermöglicht es also, in einem weniger verspielten sozialen Netzwerk als Facebook geschäftliche Beziehungen zu pflegen. Chefs und Kollegen „auf einer Ebene“ werden dabei in verschiedene Kreise eingeteilt, ohne dass es die verschiedenen Bekanntschaften bemerken. Mein Vorschlag ist es, Xing und Google+ parallel zu nutzen – Googles Dienst alleine kann viele Business-Funktionen von Xing nicht ersetzen.

Verzichten kann man im Gegensatz zu Xing auf die VZ-Netzwerke. Für diese gibt es nicht mehr viel Hoffnung. Alles, was ich als Schüler beim SchülerVZ gemocht habe, wurde durch zu viele von Facebook abgeschaute Neuerungen zunichtegemacht. Facebook hat den Untergang der VZ-Netzwerke in die Wege geleitet. Übrigens ebenso wie das Ende von MySpace.

Zusammenfassend: Xing und Google Plus gleichzeit nutzen, ja. Facebook tritt anstelle der VZ-Netzwerke, die von der Bildfläche verschwinden werden. Bleibt noch die Frage, ob man Facebook alleine durch Google+ ersetzen kann:

Zunächst lässt sich nicht vorhersagen, wie bedeutsam die Auswirkungen von Google+ auf Facebook mit seinen schätzungsweise 750 Millionen aktiven Nutzern (TechCrunch) sein werden. Dennoch wird sich der Dienst von Google auf die Nutzerzahlen auswirken. Ich persönlich nehme an, dass bestimmte Nutzergruppen in naher Zukunft verstärkt bei Google+ anzutreffen sind. Dass allerdings die breite Masse einen Wechsel weg von Facebook vollzieht, halte ich für unwahrscheinlich. Vor allem aufgrund der „Älteren“ und „Spielkinder“, wie oben beschrieben.

Antworten auf Fragen, die noch offen sind, sowie Wissenswertes:

  • Einige Punkte habe ich bewusst nicht näher ausgeführt. Denn dazu empfehle ich einen Artikel bei chip.de (Themen: Störe meine Kreise nicht: Circles statt Freunde, Schutz vor peinlichen Postings und Reizüberflutung, Freunde finden leicht gemacht, Mail statt Messenger, Games in den Startlöchern).
  • Wer nicht auf Apps nicht verzichten will: Demnächst wird wohl eine offene API für Google+ zur Verfügung stehen. Das heißt, dass jede Menge Programmierer Software erstellen können, die mit dem Dienst zusammenarbeitet.
  • An dem gelungenen Google Plus Design ist zu einem großen Teil der ehemalige Apple-Designer Andy Hertzfeld schuld;)
  • Was sind „Extended Circles?“ Diese Option bedeutet, dass alle Personen aus deinen Kreisen, plus die Personen aus deren Kreisen, deine Beiträge sehen können.
  • Es gibt Menschen, die ihre Invites (Einladungen) bei eBay ersteigert haben:/

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  • (Englischer Artikel) Warum deine Mutter kein Google+ nutzen wird
  • 10 Gründe, warum Google+ gegen Facebook gewinnt
  • Ich mag Google Plus:)

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